[ENGLISH] [GERMAN] Die Erde ist bloß ein kleiner Punkt innerhalb einer gigantischen Zeichnung. Diese Worte des koreanischen Künstlers Kim Eull (geb. 1954) beschreiben sehr treffend worum es in seinen Arbeiten geht, in deren Zentrum immer das Zeichnen steht, übertragen auf verschiedenste Genres wie Objekte, Malerei und Installationen, als Versuch den Umrissen seiner tiefsten Gedanken und Ideen eine Form zu verleihen. Das Zeichnen ist für den Künstler jedoch nicht nur eine Form der Kunst, sondern vielmehr die eigene Haltung und die damit einhergehenden Emotionen, die sich auf das Gezeichnete übertragen lassen. Vor Beginn dieser intensiven Auseinandersetzung mit der Thematik erschuf Kim Eull tausende Selbstportraits, die in der Blood Map Series mündeten, in dessen Fokus Identitätsfindung und Existenzialismus stehen. Durch das Erstellen der zahlreichen Portraits entdeckte er die tausenden Blutlinien seiner Vorfahren, die darin einfließen. Diese Thematik wurde dem Künstler jedoch bald zu schwerwiegend. Den Wendepunkt brachte ein Feuer, in dem er ca. 400 seiner Portraits verlor. Über den großen Verlust war Kim Eull jedoch nicht traurig, vielmehr bot sich für ihn die lang ersehnte Chance eines Neustarts, der ihn weg von dem Thema Selbstportraits zum Zeichnen führte. Der wichtigste Ort für die Umsetzung seiner Ideen ist sein Atelier, das Twilight Zone Studio. Sein eigener Kosmos, die eine undefinierte Zone zwischen Tag und Nacht, Tod und Leben, geistiger und materieller Welt, Realität und Ideal markiert. Dieses Spannungsverhältnis und die Gegenüberstellung der Extreme sorgen für Objektivität. Der Künstler muss sich dazwischen positionieren um die Dinge objektiv betrachten zu können, wodurch er sich auch physisch in einer Art Twilight Zone fühlt. Zwei Wochen vor Ausstellungseröffnung rekonstruiert Kim Eull ein Modell seines Ateliers in der Galerie, wodurch er dem Betrachter ein authentisches Nachempfinden des kreativen Prozesses und seiner Kunst ermöglichen will. In dem Modell zeigt der Künstler eine Auswahl seiner Zeichnungen und Objekte, die neu arrangiert werden. Ein weiteres Thema ist die Galaxy, erstmals gezeigt 2016 in dem National Museum of Modern and Contemporary Art, Korea, im Rahmen des Korea Artist Prize, für den Kim Eull nominiert wurde. Die Galaxy ist eine Zusammenstellung von 1450 Zeichnungen, die über die ganze Wand verteilt werden. Die Zeichnungen symbolisieren die einzelnen Planeten, die vereint eine Galaxie bilden. In der Galerie wird eine kleinere, angepasste Form gezeigt. Von 2002 bis 2008 entstanden so ca. 4000 Zeichnungen. Das Zeichnen lässt sich in diesem Kontext als eine Fortsetzung des Identitäts- und Selbstfindungsprozesses ansehen, der bis lang, laut des Künstlers, nur zu Hälfte abgeschlossen ist und bis zu seinem Tod fortläuft. Die Zeichnungen behandeln kein bestimmtes Thema, Kim Eull malt alles was ihm spontan einfällt, mal recht banal wirkend, mal umso aufwendiger. Wiederkehrende Themen sind Leben und Tod, sowie das eigene Selbst, oft in Form von Symbolen wie Totenköpfen oder Tränen. Das letzte Thema des Künstlers ist die Reihe Beyond the Painting. Die integrierten Fenster sollen einen 3D Effekt herbeiführen. Allgemein betrachtet man ein Bild als Oberfläche, in dieser Serie stellt Kim Eull dem Betrachter die philosophisch inspirierte Frage: Was steckt hinter dieser Oberfläche? Warum will man nur die Oberfläche sehen und nicht darüber hinaus? Steckt hinter dieser eine andere, unbekannte Welt? In einem ähnlichen Kontext stehen die Controversial Paintings, in der die Idee eines festen Konzepts der Malerei gebrochen wird, durch die Kombination eines Bildes mit Objekten und Möbeln. Vorhänge und Schubladen sollen den Betrachter dazu anregen sich zu fragen was sich wohl dahinter und darin befinden mag. Beide Reihen sind eine Spielerei mit dem traditionellen Begriff der Malerei, den Betrachter dadurch zur eigenen Interpretation aufrufend. Kim Eull lebt und arbeitet zurzeit in Korea. Neben zahlreichen, durchgeführten Ausstellungen publizierte er auch sieben Kataloge mit seinen Zeichnungen.